Die Polen standen den Besatzern ferner als manch andere Völker im besetzten Europa.
Kollaboration ist die systematische, politisch motivierte Zusammenarbeit mit einer Besatzungsmacht. Ein Beweggrund für Kollaboration im deutsch besetzten Teil Europas während des Zweiten Weltkrieges war die – zumindest teilweise – ideologische Übereinstimmung mit den Besatzern, wie etwa im Falle der Quisling-Regierung in Norwegen. Eine andere Motivation war das Erreichen eines bestimmten politischen Ziels, vor allem der nationalen Unabhängigkeit. So boten Litauer und Ukrainer den deutschen Besatzern ihre Mitarbeit an, weil sie glaubten, mit dem Todfeind der Sowjetunion in einem Boot zu sitzen, doch täuschten sie sich über die Ziele der Nazis und wurden selber Opfer der Unterdrückungspolitik.
In Polen hingegen gab es kaum Ansätze zu einer Kollaboration. Lediglich einige rechtsextremistische Splittergruppen boten den Nazis Hilfe bei Aktionen gegen die jüdische Bevölkerung an. Vor allem die rassenideologisch begründete Unterdrückungs- und Ausplünderungspolitik rückte jede Zusammenarbeit mit den Besatzern in weite
Ferne. Kollaboration erschien sinnlos, denn sie hätte eine Aufwertung der slawischen „Untermenschen“ in den Augen der Deutschen zur Voraussetzung gehabt. Den Polen blieb gar nicht anderes übrig, als die Lage resignierend hinzunehmen, sich anzupassen oder aktiven Widerstand zu leisten.
Nachdem der Schock der schnellen Niederlage verdaut war und der
Besatzungsterror anhielt, verschob sich das Gewicht immer mehr zur Seite des Widerstandes, und je mehr sich der Kriegsverlauf für Deutschland ungünstig entwickelte, desto erfolgversprechender erschien ein aktives Widerstehen.
Im „Land ohne Kollaborateure“ berüchtigt waren hingegen die „szmalcownicy“ (von szmalec - Schmalz; Geld, Zaster),
die untergetauchte Juden erpressten oder für Geld verrieten. Ein anders Problem wirft die Diskussion um die Ermordung der Juden in Jedwabne auf, an der möglicherweise die polnische Nachbarn beteiligt waren. Zwar kann bei diesem umstrittenen, individuellen und komplexen Vorgang nicht von einer systematischen und anhaltenden Kollaboration die Rede sein, doch hat die mögliche Beteiligung an Naziverbrechen das eindeutige Selbstbild des „Landes ohne Kollaborateure“ nachhaltig erschüttert.